Geschichten und Gedichte
von Karl Magritzer
HomeHuber geht!101 Gedichte A-H101 Gedichte I-ZGedankenLiedtexteHörgedichteFür Kinder



Huber geht!

Wie jeden  Morgen steigt der Personalchef auf seinem reservierten Parkplatz nicht ganz entspannt aus dem Auto, nimmt seine Aktentasche und marschiert unfreundlich grüßend sowie kaum gegrüßt werdend am Portier vorbei in sein Büro.

„Guten Morgen!”, begrüßt er mit wie immer nicht sehr freundlicher Stimme seine Abteilung. Und ein vereinzelt leises „Guten Morgen!” kommt zurück. Er setzt sich an seinen Schreibtisch und beginnt zu überlegen, was aus diesem Tag wohl werden wird. Drei, vier kurze Termine. Sein Chef, der Geschäftsführer, hat wichtigen Besuch. Es sollte also ein recht ruhiger Tag werden.

Als die Sekretärin mit dem Frühstückskaffee hereinkommt fragt er mit fast freundlicher Stimme: „Frau Erna, gibt es eigentlich Post?”. Frau Erna stellt den Kaffee in gewohnter Manier auf den Schreibtisch und meint: „Ja, Herr Holzbaum”, das ist der Name unseres Personalchefs, „seit drei Tagen haben wir die Post nicht mehr angeschaut.”


„Na, dann bringen sie diese bitte rein. Ich werde gemütlich drüberblättern und später schauen wir gemeinsam, was zu tun ist.


Frau Erna ist seit 8 Jahren seine Sekretärin und da sie sich an seinen oft unfreundlich wirkenden Stil, seine knappen Worte und unpersönlichen Anreden schon gewöhnt hat, ist sie auch recht gerne hier. „Woanders ist es bestimmt schlimmer”, sagt sie sich des Öfteren und ist eigentlich froh, dass sie keine Überstunden machen muss oder besser gesagt machen darf.

Herr Holzbaum betrachtet nun den großen Stapel Post auf seinem Schreibtisch und beginnt, wie er es nennt, durchzublättern. Da sind ein paar Rechnungen. Einer dieser lästigen Personalberater hat wieder einmal geschrieben und er vermerkt darauf ganz emotionslos „Standardbrief Nummer 4”. Eine Einladung vom Arbeitsamt zu einem Lehrlingstreffen. „Alles nicht so wichtig”, denkt er sich und blättert schön langsam weiter. Doch auf einmal, wie ein Monster aus dem Nichts kommend, dröhnt ein lautes Geschrei durch die Personalabteilung.

„Waaaaass!!!!!”, hören die Mitarbeiter ihren Chef rufen.

Frau Erna stürzt aufgeregt in das Büro. Denn dieser plötzliche Anfall von Aktivität und Dynamik, den sie seit langem bei ihrem Chef vermisst und eigentlich noch nie so richtig erlebt hat, lässt sie befürchten, dass etwas ganz schreckliches passiert sein musste. Unser Personalchef sitzt mit einer halben Tasse Kaffee sowie einem Stapel voll Post an seinem Schreibtisch und hält ein einzelnes Stück Papier in der Hand.

„Das kann nicht sein! Das ist unmöglich!”, fährt er im selben, jetzt für seine Sekretärin noch viel ungewöhnlicheren Ton, fort.

„Was ist los, Herr Holzbaum?”, meint diese und hofft, mit ein paar gefühlvollen Worten die Erregung lindern und ihren Chef auf sein normales,  in jedem Fall viel zu niedriges, Aktionspotential zurückbringen zu können.

Doch Herr Holzbaum springt auf, gibt ein unglaublich strenges „Ach nichts, was interessiert sie das. Und überhaupt, das werden wir erst sehen!” von sich und stürmt mit dem Papier in der Hand hinaus aus dem Büro. Im Laufschritt – wohl das erste mal seit vielen Jahren – läuft er auf die andere Seite des Bürogebäudes. Zum Büro seines Chefs.

Er stürmt in das Sekretariat und ohne zu grüßen sagt er in noch immer gleich aufgeregtem Ton: „Ich muss sofort mit Herrn Scholz sprechen!”

„Ja, aber das geht nicht”, meint darauf Frau Blicke, die Sekretärin des Geschäftsführenden Direktors.

„Es ist jedoch sehr dringend!”, versucht der Personalchef, um sich Zutritt zu den Heiligtümern der Obrigkeit zu verschaffen.

„Wenn sie jetzt hier reingehen”, wehrt Frau Blicke ab, „ist ganz sicher die Hölle los. Und das brauchen wir nicht. Und außerdem will ich meinen Job nicht verlieren nur weil hier irgendjemand ein Problem hat.”

„Das ist unglaublich”, entgegnet Holzbaum, mit erstem Blick seiner schrillen Stimme noch mehr Nachdruck gebend. „Was glauben sie erst, welche Hölle hier los sein wird, wenn ich nicht sofort mit Herrn Scholz sprechen kann.” .......


Karl Magritzer © Jänner 2009



Wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht ... dann senden Sie mir ganz einfach eine e-mail an:
                              
karl.magritzer@geschichtenundgedichte.com

Und schon verrate ich es Ihnen.  Bis dann.

Ihr


Karl Magritzer



HomeHuber geht!101 Gedichte A-H101 Gedichte I-ZGedankenLiedtexteHörgedichteFür Kinder